Beobachtung zweier ungleich geliebter GeschwisterSteht und hofft auf Antwort, hofft auf einen Umbruch, sich die Unterlippe fast zerbeißend um nicht loszuschreien. Jeder Vorstoß prallt ab an einer kalten Mauer, nie stark genug sie umzustoßen. Worte und Blicke werden leer und als die Wut abebbt verschanzen sich die Gedanken mehr und mehr. Geht still und sieht wie das andere herzlich verabschiedet wird. Geht fort und kann das andere nicht meiden, nicht hassen und doch auch nicht recht lieben. |
Das trifft es haargenau. Man kann nicht mit seinen Geschwistern leben und irgendwie auch nicht ohne und man hat Gewissensbisse, wenn man sich manchmal blöd verhält und ist traurig, wenn nichts Positives zurückkommt. Das ist bei mir und meinem Bruder auch so. Eine ziemlich unangenehme und nahegehende Situation, von der zu oft behauptet wird, sie gehe schnell vorbei.
Ein super Text und da ich das so gut nachfühlen kann, geht er auch richtig zu Herzen.
Ich bin eigentlich nur am Streit schlichten; als Vater frage ich mich ständig, wie meine Kinder meine wirklich jeweils unterschiedliche Liebe empfinden. Nicht, dass ich eins mehr liebte als die anderen, aber man kann nicht ausschließen, dass die unterschiedliche Behandlung zu Kränkungen führt.
Die Perspektive hier erscheint mir hart in ihrer Unüberwindbarkeit. An der Stelle mag es realistisch sein, aber... wie soll ich sagen... zu früh geäußert, zu wenig hoffnungsvoll. Wenn die Eltern nicht mehr so eine mächtige Rolle spielen, wird es besser. Dann lohnen Vorstöße. Davor ist es wohl so, wie es hier beschrieben ist. Sehr schön beschrieben, @a
Ja, es ist etwas einseitig dargestellt, hab auch lange überlegt ob ich es reinstelle. Ist aber eben eine Momentaufnahme, nicht so endgültig gemeint wie es klingt.
Also ich finde in Beziehungen zwischen Geschwistern haben die Eltern eigentlich keine so große Rolle. Man pöbelt sich ja auch an, wenn die Eltern außer Haus sind und nach einer gewissen Zeit geben es manche Eltern auch ganz auf irgendwie was schlichten zu wollen, weil es für einen Streit keinen Grund mehr brauch. Er liegt manchmal einfach automatisch einer in der Luft.
Aber dieses Entgültige finde ich schon sehr treffend. Diese Spannungen hören ja nicht nach ein paar Monaten wieder auf, sondern ziehen sich über Jahre hinweg und irgendwann kennt man es gar nicht mehr anders. Ich denke, dann ist es schon nachfühlbar es als (scheinbar) entgültigen Zustand dazustellen.
Ich denke schon, dass das Verhalten der Eltern, auch wenn diese abwesend sind, einen gewissen Einfluss auf das Verhältnis der Kinder zueinander hat. Dabei kommt es natürlich auf das Alter und die Persönlichkeit der Kinder an, ist dennoch wichtig finde ich.
Und ich glaub auch, wie ja, dass sich das mit der Zeit relativiert.
Ich wollte mit meinem altklugen Hinweis, das ginge irgendwann vorbei (und so wars ja nicht gemeint), das Werk nicht schmälern; im Gegenteil.
Da mag ich mich doch glatt noch einmal über Kunst auslassen, dass es doch diese Art von Momentaufnahme hier ist, die Kunst relevant macht. Man darf es nicht verwechseln mit irgendeiner "Realität", einer konstruierten Übereinkunft, die aufrechterhalten werden muss. Das macht Kunst stellenweise so einsam: die Aufrechterhaltung eines ansonsten flüchtigen Zustands. Etwas, worüber "die anderen" (Nicht-Künstler) hinwegschauen. Ehrlich, unmittelbar Erlebtes zu vermitteln ist zentral. Mit dem dazugehörigen Risiko, missverstanden (womöglich verstanden?) zu werden.
ich denke eltern haben einen enormen einfluss auf das zusammenleben und den umgang zweier geschwisterkinder. dazu kommt aber natürlich die persönlichkeit derer. mein geschwisterkind und ich sind beide gleich lieb gehabt worden (haben es zumindest so empfunden) und wurden auch beide gleichermaßen (gut und doch eher schlecht) behandelt. das führte erst dazu, dass wir erst rivalen wurden (eine traurige zeit) was aber im endeffekt in eine dicke verbündung mündete (für uns die bessere lösung die zeit zum auszug zu überstehen :) wir sind heute keine dicken freunde und haben wenig kontakt aber wir sind ehemalige leidensgenossen und immer füreinander da, unsere eltern haben uns zusammengeschweißt, wie sies nicht fester hätten machen können. blut ist dicker als wasser, bei uns allemal.
und deine beschreibung kenne ich aus der zeit der rivalität; man hätte es besser nicht beschreiben können. jemand fühlt sich dort ganz unglaublich unfair behandelt. es ist schlicht ein kampf um die liebe.
Also dass die Eltern keinen Einfluss haben, meinte ich nur in Bezug auf das Streitschlichten.. Ich und mein "Bruderherz" wurden sehr unterschiedlich behandelt und auch wenn es jetzt nicht mehr so ist brodelt es weiter.
Mit dem Kampf um Liebe seh ich das genauso wie dk. Am besten merkt man das an der Zeile:
"Geht still und sieht wie das andere herzlich verabschiedet wird."
bewusstsein darüber, reden miteinander, zusammenhalten - der einzige weg in solchen situationen zu einer guten geschwisterschaft. dass man sich aber auch jahrelang nicht aussuchen kann, ob man mit super leuten oder vollidioten wohnt, man. kein wunder, dass man bescheuert wird.