Donnerstag, 03. Juli

Veröffentlichung von ox vom 30.10.2006 in der Rubrik Sehnsucht.

 

süße rote Erdbeeren

Föhnen tötet Gehirnzellen sagt sie und nimmt den Apfelstrudel aus dem Ofen den er nicht mag weil sie ihn immer zu süß macht sagt er, stellt ihn auf den Tisch, er blickt wie immer, Stoppeln versperren ihr die freie Sicht auf die Haut die nur scheinbar glatt aussieht, leg dich kurz hin dann geht es dir besser, sie legt die Schürze ab, hör auf schau nicht immer so, träge vom sitzen an Maschinen, die Geile von gestern die würd ich gern von hinten ficken sagt er, die Hände voll Altersflecken berühren nur leicht seine Wange, ein Lächeln huscht ihm über das alte Gesicht, nicht schon wieder, sie will wissen wo er war, als Kinder haben wir oft verstecken gespielt, ich stand immer hinter der Tür ohne zu atmen, lange konnte ich das nicht aber, vorbei, sie neigt den Kopf zu einem Kuss, er dreht sich angewidert, kratzend am Schorf auf der lichten Kopfhaut, zum Fenster, Wolken so prall wie ihr Hintern, scheiße verdammt echt, wie Erdbeeren schmecken ihre Küsse und ihre Augen, manchmal glaube ich dass sich meine Seele in ihr spiegelt, rot gefärbte Haare der Bauch dick von fünf Kinder und Hausfrauenarbeit, Finger wie schimmelnde Essiggurken, nenn mich beim Namen ich hab?s dir tausendmal gesagt, Schatz, wie Piraten haben wir uns die Frauen genommen mit dem Messer im Mund und Achselgeruch sind wir losgezogen, jede rasierte Fotze, egal,
im Fernsehen: Bilder von Kindern die ihre Arme verloren haben, das tote Fleisch verbunden mit dreckigem Weiß, er tut mir nicht leid sagt sie und nimmt ihre Hand die Tränen vergehen nur langsam,
sie auch, manchmal tut es so weh es zerreißt mein Inneres selbst wichsen hilft da nicht mehr, langsam schreitet die Zeit wenn es einem schlecht geht sagt sie, er blickt auf die Uhr geh ins Bett muss früh raus,
im Fernsehen: weiße Punkte wie Ameisen wild durcheinander nie einsam, sind nicht mehr zu erkennen hinter dem Schleier der immer heftiger in ihre Hände tropft.

 
Ihre Meinung ist gespeichert. Vielen Dank.
Immer   Fernsehen   Langsam   Manchmal   Haende  Blickt
 

Kommentare zum Text "Süße rote Erdbeeren":

hirnZ
schreibt am
30.10.2006 (22:58 Uhr)

yeah...dat is man echte goile strassenlärmpoesie - atemlos, schonungslos, bedingungslos; nahe an einer erschütternden wahrheit und dennoch abstrakt gehalten in den formen der darbringung. gefällt mir ausgesprochen gut!


 
su
schreibt am
31.10.2006 (08:58 Uhr)

oh mein gott...


 
dp
schreibt am
31.10.2006 (11:51 Uhr)

während dem lesen habe ich nach unten geschielt und hoffte so sehr auf ein punkt.
kleine verschnaufpause. vielleicht tuts wenigstens ein semikolon?!
der text ist krass. ich werde ihn noch ein paar mal lesen um zu wissen was los ist.


 
su
schreibt am
31.10.2006 (12:16 Uhr)

kein punkt und kein verschnaufen wenn du spüren willst was sie spüren. es passiert andauernd immer wiederholend erneut tag für tag und es ist beinahe unerträglich - und das ist ihm/ihr einfach gelungen.


 
f1
schreibt am
01.11.2006 (23:50 Uhr)

das macht echt keinen spaß das zu lesen.

sowas mag ich nicht


 
su
schreibt am
02.11.2006 (12:04 Uhr)

aber wichtig ist doch nicht was spaß macht, lieber f1.


 
..
schreibt am
06.11.2006 (18:47 Uhr)

hab grad beim erssten lesen noch nicht genau geblickt, wer genau was sagt/denkt. ein oder zwei punkte hätten mir vielleicht auch gefallen. prinzipiell find ich das aber auf jeden fall gelungen. es scheint dir spass zu machen, die heilige sphäre des zwischenmenschlichen zu sezieren, absolut unästethisch und genau das scheint mir eine der stärken. du bist definitiv wunderbar unromantisch..


 
Fedra
schreibt am
06.11.2006 (23:06 Uhr)

ich glaube, man sollte anhand eines textes keine konkreten rückschlüsse auf eine person ziehen - er/sie ist wohl weder unromantisch, noch pervers, noch sonst irgendetwas was ihr/ihm so vorschnell nachgesagt wird


 
ox
schreibt am
08.11.2006 (21:28 Uhr)

Danke für die gespaltenen Meinungen?!


 
dk
schreibt am
12.02.2007 (13:40 Uhr)
an Fedra:

in dem, was er/sie vermag zu schreiben. ich für mich, würde das gesagte als bestätigung betrachten.
hier zieht anhand der texte niemand negative rückschlüsse auf charaktereigenschaften von personen. ich kann mir das zumindest nicht vorstellen. ich stimme .. zu & betrachte das als kompliment liebeR ox.


 
..
schreibt am
16.02.2007 (07:46 Uhr)

an fedra: mit unromantisch wollte ich mit sicherheit nicht den charakter der autorin beschreiben, den kenn ich ja gar nich.. aber ihr stil in sein art ist fuer mich sehr unromantisch, was a) ein kompliment sein sollte und b) sich eher im brechtschen sinne als gegenstueck zu romantischer verklaerung verstand.
an dk: danke


 

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