Um den Tag in achtzig Zelten (19)Bevor ich zwanzig Jahre wurde, kaufte ich ein Zelt |
ein würdiger beitrag zur reihe! deiner fähigkeiten würdig.
sei hiermit auch ma einfach so und unprätentös gegrüßt! :)
wieso plötzlich strophenform?
du hast es überarbeitet, vor allem verbessert und verdeutlicht. finde jetzt auch die strophenform dem text dienlich.
hervorragend wiedermal deine fähigkeit, anspielungen und loops einzubauen und zu verknüpfen, ideen aufzugreifen.
wusste doch, dass der "phönix" nicht einfach an dir vorbeigeht... ;)
ja, schön. gern ein zweites mal gelesen. :)
miro
pps: bin dafür, bei etwa nr. 77 schluss zu machen. um bei einer buchversion platz zu lassen für mögliche texte derjenigen, dies gelesen haben. fändich schick.
wenn wir soweit kommen.
...ist auch diese Idee mit den freien Seiten im Buch, lieber ßi!!!
Ist der wunderschöne Titel der Reihe eigentlich auch von Dir?
Grandios der Text, da hat ßi recht.
Aber weißt Du was guter ja? Für mich war der Text schon in Arizona zu Ende und die Strophe danach katapultierte mich irgendwie wieder an den Anfang...das hat mich den Schmerz des vermeintlichen Endes nicht auskosten lassen. Ja spinn ich denn? Ich fand das schade ( ohne jetzt am Text frickeln zu wollen).
leicht masochistisch angehauchte Grüße von der la
oh. zwischendurch war das Ende auch farblich abgesetzt (schwarz statt rot). Habe beim zweiten Überarbeiten geschlampt. Wird gleich korrigiert.
Ist die letzte Strophe ein Nachsatz? Erklärung?
Ist echt der erste Text mit "Wurmloch"...
ja, der letzte Absatz sollte von Anfang an abgesetzt sein. Aber nicht unbedingt in andre Quadranten befördern, eher abschließen. Insgesamt sind die Strophen komisch geschnitten, finde ich jetzt. Das ging zu oft hin und her zwischen Prosa- und Strophenform.
Die Farbensache ist eine Verlegenheitslösung.
Ach, ein Text ist nie fertig.
ja - danke für das lob :)) - der titel der reihe is von meiner wenigkeit. is ne anspielung auf "um den tag in 80 welten" von julio cortazar (welches - ums ma vorweg zu nehmen - ich [noch] nich gelesen hab... ;), dessen anspielung sich von selbst erklärt, denkich.
achja: mit der farbigen ab_setzung kommts echt noch besser. weiß garnicht, wieso ich das nicht vermisst hab, fands schon beim ersten lesen gut. [die idee hatter übrigens von mir *proll-proll-proll* ;) --> http://www.papyros.org/%28sz%29i/gest%E4ndnisse-%281%29.html ]
werds gleich nochma lesen. :)
gruß in die runde der literaten!
... wenn auch feiner fehler bei: "WirD dachten an Deutschland in der Nacht" (ach mensch: heine!! :)
achso: wenn dich die 'Farbensache' zu verlegen macht, vielleicht mit kursiv- und nichtkursivschrift? nur ne idee.
korrigiert. Danke. und ein Zeilensprung und eine Leerzeile ergänzt. Ich muss mich da aber wirklich nochmal gründlich ransetzen, merke ich.
Wo die Idee mit den Farben her ist, weiß ich nicht. Ich bin letztens von Wasser- auf Feuertexte umgestiegen, und da habe ich das zum ersten Mal gemacht. ("zugrunde gehen") Dein Text, ßi, ist bei mir einfarbig, aber ich bin auch farbenblind, zumindest stark eingeschränkt in Sachen Farbwahrnehmung.
... in deinem ersten kommentar zu ebenjenem texteleinchen folgendes: 'Magst du (unnötigerweise) das Zitat erläutern? Mir gefällt der Kniff, auf diese Weise einen neuen Abschnitt zu definieren.'
das war der kniff mittels hilsmittel mittelbar klammerhafte klammern oder auch absätze zu definieren, die rein leserlich-literarisch-gängig nicht vorhanden sind oder hervorstechen, sondern stören würden.
in meinem fall von 'geständnisse (1)' war es erzählperspektive gegen wörtliche rede.
naja, ich kreide mir da ein wenig viel an... wollt ja nurmal angeben - bin ja schon ruhig.
ja:"Ach, ein Text ist nie fertig"
Zum Glück :)
Niemals fertig geschrieben und auch nie fertig gelesen.
Werd´s noch ein paar mal mehr tun.
Habt einen schönen Tag Ihr zwei!
ßi-san ist ein (un)heimlicher kluger Kopf. Werde mal gleich "geständnisse" neu lesen.
den letzten absatz brauche ich unbedingt. ich habe nicht alles ganz im detail verstanden aber die erfahrung. klirrend klare sommer ist eine superpassende, bald zu harmonische, melancholische alliteration. aber vielleicht ist das auch nur mein klirrend klarer sommer... ich würde einige stellen wegen des flusses abändern aber definitiv gelungen, dank :)
nun, ein bisschen muss ich wohl verraten. Es soll historisch verankert sein. Ich hatte mich von der Erinnerung her erst vertan, und es ging zunächst um das Lenné-Dreieck am Potsdamer Platz, sollte mit dem heutigen Zustand enden, war aber auch doof-plump, wegen des Sony-Center-Daches.
Das Lenné-Dreieck wurde aber schon '88 geräumt, nicht '89, wie sich herausstellte. (kann man alles bei Wiki lesen)
Von dem Ort konnte ich mich lösen, aber die Bilder habe ich drin gelassen. Mit Grenzen, Verrat, und Vereinigung. Naja, und Zelte-Abbrechen, natürlich.
Sprachlich, aber auch inhaltlich, habe ich es mir etwas zu einfach gemacht, fürchte ich.
Bin für Vorschläge dankbar.
uiuiui! das 'Lenné-Dreieck' hat ja echt ne spannende geschichte!!! besonders die zeit um sommeranfang '88! neben dem wiki-artikel sehr lesenswert: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1998/0620/magazin/0005/index.html
ich fand jedoch zuvor keinerlei relation zu ebenjenem platz mitsamt seiner geschichte in deinem text. 'la' haste sogar an der nase herum- und nach 'phoenix, arizona' geführt. ich dachte an ne gegend wie küstrin, also an der grenze zu polen, was aber anscheinend nach der historischen einordung wenig sinn macht.
wie wärs mit der idee, ne person mit namen norbert kubat einzubauen, nach der version 'Norbert-Kubat-Dreieck' der squat-camper.
das sony-center-dach interessiert mich in diesem historischen zusammenhang, bei all seiner zeltförmlichkeit, nicht die bohne...
"Das Lenné-Dreieck wurde aber schon '88 geräumt, nicht '89, wie sich herausstellte." --> wo ist das problem?? warst du damals erst 18 jahre alt?
jetzt mussich den ganzen text erstma nochma in diesem neuen kontext lesen. auf eine anspielung zu den damaligen vorgängen wär ich nie und nimmer gekommen.
pps @la:zuviel der ehre! dennoch: das kosewörtchen 'ßi-san' streichelt meinen (un)heimlich klugen Kopf. :) *tiefschnurr*
also, ich find da ehrlich keinen wirklichen bezug zu den ereignissen 88' auf dem lenné-dreieck. es werden einige symptome aufgelistet, die aber überall auftreten können, ob nun pest, cholera, mainstream oder squat-team.
selbst mit dem wissen deiner intention erzählt mir der text nichts von ebenjener historischen situation.
nun, wie ich schon schrieb, ging es ZUNÄCHST um das Lenné-Dreieck, und ich hatte mich ja vertan mit den Sommern. Ich habe mich im Text dann ins Private zurückgezogen. Und ins Unkonkretere. Irgendeine Wagenburg damals, halt.
So ist das mir Erstfassungen, die ja immer "scheiße sind", wie Hemingway sagt. War hier aber nie veröffentlicht. Die erste hier war die dritte, würde ich sagen. (Ist meist so.)
Das Poetische am Lenné-Dreieck war ja die Grenzüberschreitung in Richtung Osten, schon weil das Gelände sich zwar, von Westberlin aus, vor der Mauer, aber auf DDR-Gebiet befand. Und geflüchtet vor den West-Einsatzkräften sind sie dann '88 über die Mauer. Und so kurz danach war die Mauer offen. Aber, verdammt nochmal, nicht so schnell, wie meine romantisierendes Gedächtnis es mir vormachte: '88 und '89 sind unpoetischerweise zwei Sommer, die in meiner Erinnerung eben nur einer waren. Tscho, und 19 war ich keinem von beiden Sommern, bzw. nur kurz im ersten, weil ich im Sommer Geburtstag habe. Bin Achtundsechziger von Geburt. Ist also nicht meine eigene Geschichte. Nur die von KommilitonInnen, eben. Und Abi hat man in Berlin damals mit 19 gemacht, und 19 ist die Nummer des Textes in der Reihe.
naja auf jeden fall beneide ich dich um die zeit. ich 79er baujahr konnte leider nicht auf der mauer tanzen. meiner generation fehlt die revolution, ich kanns so friedlich nicht mehr leiden.
... noch mehr als genug, gegen dass man sich wehren muss,
Ungerechtigkeiten gibt es doch zu hauf. Klar machte der Mauertanz was her...aber den Bahnerstreik fand ich z.B. klasse und wirksam. Hab die Daumen gehalten und jede Verspätung weckte meinen Kampfgeist mit. Finde aber ebenso, dass Revolution in den kleinsten, leisesten, friedlichsten Handlungen stattfinden kann.
Oder gleich in weltweiten, wie z.B.Avaz org. sie, durch Petitionen macht.
Aber sowieso stehe ich auf Gandhi, Jesus und Brandon Boyd ;)
Mit Worten, Taten und Musik
Na klar! Das macht Licht!
Erst in einem selbst und dann außen.
Lodernde, liebe Grüße
Der "Bahnerstreik" war dumm, weil er Gewerkschaften eher schwächt. Das war sehr un-links, was die GDL da angestellt hat. Schwanzvergleich zweier (oder dreier) Gewerkschaften. Die Arbeitgeber schauten gelassen zu, und verhandelten mit weniger Publikum woanders. Ganz viel Show.
Dennoch: es wehren sich zu wenige!
Ich hatte kaum Anteil an den Vorgängen der Besetzerszene. Als ich an die Hochschule kam ('90/'91), war schon alles gegessen. Dank fleißiger Innensenatoren. Ein paar ungeheizte Wintermonate in einem besetzten Haus kann ich vorweisen. Und eine faustschwingende Rede im Deutschunterricht der zehnten Klasse, in der ich unmarxistisch Anarchie lobpries, und damit etliche Mitschüler mitriss, weil die mich für einen angepassten Spießer gehalten hatten, weil ich rauchen doof fand, und vorher nie viel redete. Ich bin unangepasst, weil ich zwei Kulturen erlebt habe, von denen eine so bigott ist, dass es eigentlich insgesamt drei Kulturen sind, und die andere sich mit kollektiver Schuld schmückt, und sich in regelmäßigen Abständen wundert, dass das ihren Kindern nicht reicht. Die Diskussion in linken Kreisen um diesen merkwürdigen Mia-Text vor ein paar Jahren ("Was es ist") fand ich zum Kotzen.
Mein Zelt bekam ich mit elf Jahren, und baute es im Garten auf, "in my back yard". Ich konnte darin mit meiner Freundin knutschen, oder sowas ähnliches, was ich dafür hielt. Da ich damals, in den USA, noch Atheist war, und es überall rumposaunte, durften nicht alle Kinder mit mir spielen. Ich vermute, dass ich nach dem Scheitern meiner historisch-konkreten Herangehensweise, das hier unbewusst miteingearbeitet habe. Hahaha. Mein amerikanischer Stiefvater heißt auch noch Martin. Hmm...
Das "bald zu harmonische" ist beabsichtigt, als Romantisierung. Nicht unbedingt ironisch, aber ein wenig unaufrichtig, vielleicht.
Ich kanns so friedlich auch nicht leiden. Ich will jetzt mehr Feuer- und Wüstentexte schreiben, habe lange genug Brücken- und Wassertexte gemacht. Und öfter "Scheiße" und "zum Kotzen" schreiben.
also erstma: bei einem bißchen mehr aufstand im alltag bin ich sofort dabei!
les grad 'neue leben' von ingo schulze (das ab seite 450 unerwartet doch noch so etwas wie spannung/leselust erzeugt...) worin es auch 'ein wenig revolution' mit seinen irrungen und wirrungen gibt in dresden und altenburg (ex-ddr), das passt grad gut.
'Ich hatte kaum Anteil an den Vorgängen der Besetzerszene.' --> ich finde, man merkt das dem text an. der bleibt so unkonkret, tut jedoch so, als wär er von innen geschrieben, müsste aber im anderen fall, von außen geschrieben/gefühlt, wenigstens romantisierend/sympatisierend wirken, findich. autonome, die ich kennen gelernt habe, sind zwar auch große romantiker, aber niemals unkonkret. schwafeln auch gern viel, aber verlieren ihre ziele dabei nicht aus den augen.
ok, bin wiedermal sehr streng.
''88 und '89 sind unpoetischerweise zwei Sommer, die in meiner Erinnerung eben nur einer waren.' --> ich seh da kein problem. muss erstens ja nich alles perfekt zusammenpassen, folgte ja doch so oder so aufeinander. und zweitens ist da auch kein ernsthafter, eindeutiger hinweis auf keine der beiden ereignisse im text.
und poetisch sind die ereignisse vom lenné-dreieck von 88' in all ihrer gänze.
jut muss ma los!
habt nen schönen abend allerseits!
miro
also, ich hab nur die Schwafler kennengelernt. Und die Ziele waren eher schwammig. Und erst recht die Mittel. Manche hatten schlicht kein Obdach. Es waren auffallend wenig Berliner dabei, zumindest bei den Jüngeren.
Ich finde, der Erzähler ist, genau wie ich, eben, nie eingetaucht, und macht da keinen Hehl draus. Du bist also nicht streng.
nu, also es erszählt halt einfach nichts von der spannenden geschichte vom lenné-dreieck. wollnwir uns darauf einigen? dann muss diese geschichte noch woanders verarbeitet werden.
habe mich vom Text fern gehalten für etliche Tage. Und finde ihn jetzt wieder (sorry:) saugeil. Da sind Dinge drin, die ich woanders noch nicht unterbingen konnte. Das Scheitern des ersten Versuches (das ich vielleicht hätte für mich behalten sollen) ist mitabgebildet. Das ist, das, was passiert: die Politik einer konkret erlebten Zeit geht in Biographie über. Ich will das nicht zelebrieren, finde es aber realistisch bzw. erlebnisnah.
Ein paar Wendungen und Taktungen werde ich mir noch genauer anschauen. Wegen des Flusses, wie dk zurecht sagt.
Danke
[die Überarbeitung war nicht zugänglich; hier das Original:]
Bevor ich zwanzig wurde, kaufte ich
ein Zelt von meinem letzten Taschen-
und meinem ersten selbstverdienten Geld.
Dem Abbruch geweiht.
Desweiteren erwarb ich einen Schreibblock,
etliche Stifte. Ein Ausflug in die Wüste
zwischen zwei Staaten, deren gemeinsame
Sprache ich ein Denkmal errichten wollte.
Dem Abbruch geweiht.
Zwangsgeräumt waren meine Kommilitonen.
Währungsvereint waren wieder meine Großeltern.
Und ich zog bei den Eltern aus,
tauschte planlos Dach gegen Planen ein.
Der staatenferne Platz, an dem ich mein Zelt aufschlug,
eine Kolonie, ein Lager, ein Imperium des Rausches,
war erfüllt von Melodien, die mich riefen.
Ein Tal der Sonne. Untergang und Aufgang.
Martin, dem Eigentum Diebstahl erschien, so hatte er behauptet,
schenkte mir meine erste Gitarre dort, wie zum Beweis.
Petra, seine gleichfalls großzügige Geliebte, schenkte
untreu mir das Feuer, dem Pläne und Planen willentlich,
unwissentlich zum Opfer fallen würden, noch vor den Grenzen,
die wir zu überschreiten gewillt waren, doch nicht bereit.
Dem Abbruch geweiht.
In treuen Flammen unter freiem Himmel,
verloren Fingerkuppen ihre Unschuld,
ließen Blut. Blut für Tinte.
Denn Mond und Lagerfeuer leihen
dem Schreibenden kein geeignetes Licht,
dem Singenden jedoch die Sicht.
Wir dachten an Deutschland in der Nacht, und waren
um den Schlaf gebracht, so scherzten wir, und schliefen Tags.
Und waren also um den Tag gebracht.
Freundschaften und Grenzen wurden damals überschritten,
vermeintlich ohne Groll, doch schon bald nicht ohne Folgen.
Das Denkmal, das ich mit Petra schlussendlich setzte,
war ein freier, selbstherbeigeführter Tod und doch
ein feuergeborenes Leben. "Phoenix" tauften wir es,
das Wüstenkind, "Phoenix", wie die Stadt in Arizona.
Dem Abbruch geweiht sind Burgen ebenso wie Zelte,
ebenso wie Welten, die man für uneinnehmbar hielt.
Achtzig Tage, neunundsiebzig Nächte,
und ein klirrend-klarer Sommer kosteten mich die Welt,
doch nur die eine: meine.