be it
B tritt langsamen Schrittes, dann A etwas schneller auf. Sie treffen sich ungefähr in der Mitte der Bühne.
A: Ey, Alter, heute schon gelebt?
B (aufbrausend): Was für eine Frage! man spricht nicht davon, man lebt es!
A: "Don't talk it, live it." Hab' ich auch schon 'mal gehört. M-hm. (nickt abwesend)
B: ... und sonst? (macht Anstalten, weiterzugehen)
A: Oder war es "Don't dream it, live it."? (grübelt)
B: Sag mir, packt dich der Teufel am Schlafittchen, oder bist du noch da?!
A (erleuchtet): GENAU, es heißt: "Don't dream it, BE it."!
(zu B:) Also...bist du heute schon GEWESEN?
B (fasst sich an den Kopf): Also doch!
A: Nee, du... ma' ehrlich. Bist'n heute schon gewesen, ich mein'...so richtig existent? Hm? So... voll im Dasein, hmm? Sach' ma'!
B: Was erwartest du? Schau: was ist, wenn ich "ja" sage? Deine nächste Frage würde wohl lauten "warum?". Glaube mir, das kann ich dann auch nicht schlüssig für dich erklären, weil du umgekehrt es ebenfalls nicht könntest.
A: Ey... Junge! Wer will denn schon wissen, WARUM? Ich will nur wissen, OB du warst und wie das war, verstehste? Ich mein'... ich mein', das muss man doch auskosten, wenn man einen kennt, der mal so richtig WAR!
B: Also... (klopft ihm lässig-freundschaftlich auf die Schulter) pass auf, Baby! Nur für dich werde ich jetzt meine kleine Schatzkiste öffnen:
Ich bin so WIE ich bin, weil alles so ist, WIE es ist. Folglich existiert ein "WIE" nur im Erfahren der Gegenwart. Das "WIE" ist eine holistische frage, und der Mensch ist meiner Ansicht nach nicht beauftragt, dies herauszufinden, denn was würde es schon bringen?
A: Ey, Mann, was'n für'n Auftrag? (verzweifelnd:) Ich mein'... wir sind doch für einander da, wa'? Und so richtig SEIN, ich mein' LEBEN, verstehste, das kannste nur, wenn du für dich selbst da bist, haste mich verstanden? ... Ha!... BEAUFTRAGT! (fasst sich ans Gesicht) Was'n scheiss!
B: Ich gebe dir Recht, wenn du sagst, der Mensch sei nicht beauftragt. Er ist frei in seiner Entscheidung, denn man kann immer das verwirklichen, was man möchte... übernatürliche Vorgänge ausgeschlossen... aber das Wort "übernatürlich" trägt keine Existenz.... (räuspert sich; setzt eine ernste Miene auf)
Du meinst Verantwortung für sich selbst übernehmen, schön und gut. Doch, vorhin fragtest du nach dem "wie", und das kann man sooo ja nicht festlegen. Man kann diese frage vielleicht da packen, wo der WILLE anfängt, weil man sicher nie etwas macht, WEIL man es machen wollte, sondern den Willen in der Erfahrung selbst festgelegt hat: "Ich mache dies SO, weil ich es nur SO machen will, und nicht anders."
A: Ey, du...leben heisst Verantwortung ABLEGEN, verstehste, uneingeschränkt dem Moment geben, was dem Moment gehört, verstehste, ZEITLOS sein. Nie "wie?", "warum?", sondern "OB?"... verstehste mich? (schüttelt ihn) häh, verstehste mich endlich?
B: Tja, wenn Sie natürlich nicht wissen, was wir beide bisher besprochen haben, so ist dies zwar bedauerlich, jedoch nicht zu ändern. Ihr "ob" habe ich bereits beantwortet, das "wie", das Ihrer frage Sinn zu geben scheint, ist schon längst entlarvt, als für mich genausowenig beantwortbar, wie für Sie, falls Sie mal bitte in ihrem Köpfchen kramen wollen, Sie werden schon sehen.
A: "besprochen! besprochen!" was denn besprochen? (geht ab, grummelnd)
(von hinter der Bühne:) Du Leiche... du Stein... du... du NICHTS!
B: Sie sind sich wohl nicht bewusst darüber, was Sie sprechen. Ich habe ihnen nun ellenlang versucht klarzumachen, dass ich ihre frage, ob und wie ich heute gewesen sei, als ziemlich daneben getroffen empfinde. Trotz alledem habe ich sie Ihnen beantwortet, indem ich sagte, ich sei so WIE ich sei; dies sei für Sie subjektiv aufzufassen. Denn alles ist subjektiv. Ich hätte auch einfach mit "ja" antworten können. Doch wäre das ebenso sinnlos in der Beantwortung. Was sagt uns das? DIE FRAGE IST REIN SUBJEKTIV FÜR MICH falsch GESTELLT! (geht ab - in die andere Richtung)