Donnerstag, 03. Juli

Veröffentlichung von ox vom 20.11.2006 in der Rubrik Gesellschaft.

 

Der Vielfraß


Ein Vielfraß saß im Gras und as, ganz einfach nur zum Spaß.
Dies ist nicht weiter wundernswert, denn wer gelehrt und aufgeklärt erkennt
welch Wahnsinn sich darin verbirgt, dass einer sitzt die Zehn gespitzt ein Vielfraß zwar
doch ganz und gar ein Untertan des Konsums ist.

Oft ausgelacht des Bauches wegen, doch in der Bahn aufgrund des Platzes,
manchmal auch ein großer Segen
nimmt er die Schnitten und Limonen in seine großen fetten Backen
das Zahnfleisch ziept, die Zähne knacken,
der Speichel mischt, die Zunge leckt, die Brust mit einem Tuch bedeckt
der Flecken wegen, wie jeder wohl versteht.

Ein Mädchen, das gar zufällig, streift seinen trägen Blick, wird ungewollt doch mit Kalkül, zum Sinnbild seiner Fantasie.
Schon ist sie nackt, die Haut so zart, die Brüste groß, die Muschi klein, der Penis fährt mit einem Hieb tief in das zarte Fleisch hinein, da hilft das Schreien auch nicht mehr.
Nein, nein denkt er, so geht das nicht, nimmt das Messer und ersticht, sie im Affekt wie er dann sagt.
Ich glaube es war ein Freitag? Ob das wohl wichtig ist?

Er buddelt schnell, der kleine Körper umgehängt wie eine Tasche, wird in die Erde tief versenkt.
Die erste Schaufel trifft, er freut sich meisterlich, direkt das tote schmerzverzerrte kindliche Gesicht.
Der Rest nur fünf Minuten dauert, die Mutter weinend wohl zusammengekauert
auch auf dem Boden kniet.
So wie er, der nie geliebt und einsam, nur bei Kindern findet seine Ruh.
Doch alle schreien sie wie am Spieße, als wär der Teufel auferstanden, dass macht ihm Angst wie jedermann, drum er nicht fackelt äußert lang aus einem tiefen hassbesetzten Drang,
und sticht und sticht und sticht bis die Seele aus dem Körper bricht und dieser dann erschlafft.
Mitleid? Nein, das braucht er nicht, nur ein ruhiges Kind, das seine Hand nimmt und ihn führt ins hochgelobte Land.

Und die Moral dies grausamer Geschichte ist, dass Fantasie
die Grenzen bricht,
die niemand sollte öffnen, auch dann nicht wenn der Vielfraß spricht,
der inne wohnt in jedem, und der uns treibt in düstere Gefilde, die keiner will erleben.


 
Ihre Meinung ist gespeichert. Vielen Dank.
Vielfrass Sticht Nimmt   Bricht   Fantasie   Koerper  
 

Kommentare zum Text "Der Vielfraß":

su
schreibt am
21.11.2006 (10:57 Uhr)

explizite lyrik!
mutiger schluss, bei dem ich immernoch nicht weiß, ob zustimmen oder ablehnen. denn er ist irgendwie schon oberflächlich - in verbindung mit einer floskel...mutig eben. lg die su!


 
Spielplatzbeobachter
schreibt am
21.11.2006 (22:55 Uhr)

Toll gemacht! Einfach super! Vorausgesetzt ich wär kein Pädophiler, nach deinem Text wär ich einer. Besonders gefällt mir wie die Schaufel das, wie schreibst du nochmal, schmerzverzerrte kindliche Gesicht mit Erde bedeckt wird. Danke?


 
su
schreibt am
24.11.2006 (23:45 Uhr)

@ Spielplatzbeobachter: findest dich witzig oder wat? wenn da ironie versteckt war, war die unangebracht.


 
dp
schreibt am
27.11.2006 (02:13 Uhr)

Ich distanziere mich ebenfalls von deinem Kommentar als angeblich Annonymer Witzemacher.
Der Text ist anstrengend und berührt ein seltenes und abstoßendes Thema. Ich habe lange über einen passenden Kommentar nachgedacht und mir kam nichts in den Sinn.
Diese angespannte Stille mit derart überheblicher Art zu brechen ist das letzte.


 
..
schreibt am
29.11.2006 (17:57 Uhr)

ich find den text nicht uninteressant. vielleicht nebensächlich, aber weil kürzer an vorderer stelle: irgendwie fehlt mir die stilistische überarbeitung. der kinderbuchstil und dieser fast schon geknittelte vers passen gut, oder besser konterkarieren das ziemlich düstere thema sehr geschickt. finde ich sehr gelungen. worauf du hinaus möchtest kann ich indessen nur erahnen.
ein wenig läuft es darauf hinaus, das jeder mensch eine potentiell düstere, triebhafte seite hat. du hast ein sehr entidealisiertes bild des menschen, wie ich schon einmal sagte (ich glaub ein wenig missverständlich) angenehm befreit von jedweder romantischen verklärung.
aber prinzipiell: ist es fantasie, die die grenzen bricht. hat nicht fast jeder bisweilen ziemlich schräge gedanken. fantasie ist ein weites feld. die frage ist doch, welchen teil seiner fantasie lässt man zu wirklichkeit werden? dementsprechend: was kritisierst du? fantasie? gesellschaftliche zustände, die den armen ungeliebten zum kinderschänder- und mörder werden lassen?


 
ox
schreibt am
29.11.2006 (22:39 Uhr)

Danke für deinen Kommentar...
Leider muss ich gestehen, dass ich mir bevor ich schreibe nie einen Gedanken mache was letztendlich dabei herauskommt. Ich versuche wenn möglich "bewusst" aus dem Unbewusstsein zu schöpfen, dass heißt ohne Ziel und Absicht. Beim Vielfraß als Beispiel lag ich im Bett und war gerade erwacht als mir der erste Satz einfiel. Ohne Hintergedanken wo mich die Reise hinführt schrieb ich los und landete letztlich bei einem Thema, das ich gar nicht ins Auge gefasst hatte.
Ich glaube, dass ich nicht die einzige Person bin die so oder ähnlich schreibt.
Es freut mich aber außerordentlich, wenn meine Texte so interpretiert bzw. diskutiert werden wie ich es nie könnte.
Ein wirklich ernst gemeintes Danke an euch!


 
Gast
schreibt am
29.12.2006 (12:16 Uhr)
***

@ox dass du nicht genau wusstest, wo die Reise hinführt merkt man, find ich, nach dem ersten absatz. auf einmal nimmt das Gedicht eine merkwürdige Wendung. Auf einmal wird es...irgendwie pervers. wie halt die Fantasie auch werden kann.
das alles ist jedoch nicht unbedingt schlecht. Beim ersten Mal lesen musste ich ein bisschen stutzen, da es auf einmal so direkt wurde.
Aber trotzdem gefällt mir der text. ich kann mir nicht vorstellen, dass du mit diesem text irgendetwas kritisierst, wie ".." dich fragt, sondern das ist ein Apell an das eigene Innere. Dass man denken und fantasieren kann wie man will, nur sollte man solche sachen in gedanken lassen und diese nicht wahr werden lassen.
wie auch immer, mir gefällt es, es regt zum nachdenken an und ist ein thema, über welches man nicht gerne nachdenkt, das man aber nicht außer acht lassen sollte!


 
f1
schreibt am
22.03.2007 (18:26 Uhr)

puh

Die Art und Weise wie du schreibst ist lustig, fast kindlich, es gefällt mir hiermit das Thema anzugehen. Schön wäre es jedoch, wenn du es noch ein wenig besser abrunden könntest. Einige Sätze sind mit ihren verspielten reihmen sehr gelungen, warum sollten nicht alle so gut ausformuliert sein?

das mit der Moral finde ich auch gelungen.
Kindergeschichtengerecht und wahr.


 

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