Freitag, 09. Mai

Veröffentlichung von nk vom 12.02.2007 in der Rubrik Schmerz.

 

Zwei Herzen schlagen in meiner Brust,

das eine laut, das andere leise,

das eine schnell, das andere langsam,

das eine gibt Leben, das andere will es nehmen.

 

Zwei Seelen wohnen in meinem Leib,

die eine heiter, die andere traurig,

die eine liebend, die andere hassend,

die eine lebend, die andere sterbend.

 

Zwei Gehirne spalten meine Vernunft,

das eine klug, das andere dumm,

das eine forschend, das andere zerstörend,

das eine zum Leben geschaffen, das anderen dem Wahnsinn verfallen.

 

Zwei Leiber sehen meine Augen,

der eine wohlgeformt, der andere verstümmelt,

der eine heilig, der andere versündigt,

der ein warm, der andere kalt.

 

Eine Einheit dem Ende geweiht,

ein Leben mit Beginn schon am Ende,

ein Mensch unendlich leidend,

eine Welt gespalten

in mir. 

 

http://www.papyros.org/nk/zweiherzen.html  


 
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Kommentare zum Text "Zwei Herzen":

ßi
schreibt am
12.02.2007 (22:51 Uhr)

schade. hatte doch ganz romantisch mehr erwartet bei dem titel. ganz banale liebesgedichte von guten autoren sind heutzutage leider rar, deshalb halte ich immer umso mehr meine augen offen.

muss leider sagen, dass mir der text nicht viel gibt. das standardwerk der (welt-)literatur "faust" wirst du kennen, wenn du es zitierst, denke ich. (wenn nicht: unbedingt lesen!) leider sehe ich nichts, was du diesem hinzufügts, du stellst das thema auch in keinen neuen kontext.

technisch sehr rund, logisch geschrieben. wenn nicht schon der olle göthe das ganze recht ausführlich behandelt hätte, wär dein text ne gute zusammenfassung von der thematik.
die letzte ausscherende strophe rettet das ganze, bringt eine persönlichere, speziellere note rein, klingt sehr schön.
das muss ich deinem text lassen: er klingt schön und rund.
und ich kann nur erraten, wie viel arbeit in dem text steckt, dass er so blankpoliert ist. blöd nur, dass sich olle göthe seinem drama sein halbes leben gewidmet hat.

jut, scheint dein erster text auf papyros zu sein. also: willkommen bei uns!
wenn du weiter solch interessante themen behandelst, bleib ich gern dran.

miro


 
nk
schreibt am
14.02.2007 (12:03 Uhr)

Danke. Auch fürs Willkommen.
Merkwürdig wie fremde Gedanken so fest in uns verankert sein können, dass man sie kaum noch von dem eigenen Fühlen trennen kann. An Goethe habe ich nicht gedacht als ich dies schrieb, wohl aber an sein verzweifeltes Infragestellen der Welt und des eigenen Seins.

Was ich meinte, war die Gespaltenheit von Bildnis und Selbbildnis, von Identität und Identifizierung, der Schmerz ein anderer zu sein.


 
ja
schreibt am
16.02.2007 (07:16 Uhr)

ich finde das Thema auch zentral, gerade für Dichtung.
Ich glaube, hier frisst sich aber das Schema selbst auf. Jede Strophe stellt Polaritäten/Dichotomien/Gensätze auf. Das verbraucht sich ein bisschen bevor man ans Ende kommt, zumal nichts unerwartetes kommt, nur übliche Gegenüberstellungen, und sich die Formulierung ("das eine"; "das andere" wiederholt. Ich finde: gerade nicht das "andere!"
Also, warum nicht nur: "wohlgeformt, verstümmelt / heilig, versündigt / warm, kalt"? Reicht doch.
Es ist anstrengend, wenn einem etwas vorgedacht wird. Der Bezug zu Faust kann es aber wiederum interessant machen, wenn man es unterschwellig thematisiert.
Wenn man das ganze in drei Strophen drängt, verdichtet, statt fünf, ganz viele Worte weglässt, würde es nicht an Wirkung verlieren. Im Gegenteil.
Das Ende finde ich gar nicht schlecht, auch wenn es für meinen Geschmack zu explizit ist. Die leidende Zeile braucht man nicht.


 

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