Sonntag, 11. Mai

Veröffentlichung von BL vom 11.08.2011 in der Rubrik Geschichte. Letzte Änderung am 11.08.2011.

 

Für meinen Bruder

Mittwoch, den 10. August 2011

Cora Berliner Strasse.

Holocaust Mahnmal.

 

Cora Berliner (* 23. Januar 1890 in Hannover; † 1942 vermutlich

in Maly Trostinez) war eine Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin

und ein Opfer des NS-Regimes. Sie war eine Wegbereiterin

der Sozialen Arbeit, früher Fürsorge.

In Berlin-Mitte ist eine Straße am Holocaust-Mahnmal nach Cora

Berliner benannt.*

 

Und hier sitz ich auf einer niedrigen Stele:

Du fragst mich, was ich hier empfinde?

Die erste Assoziation:

verschiedene Gräber,

Einzelgräber,

Familiengräber,

Zweiergräber,

Sippengräber,

Massengräber...

Särge?

Will ich wissen, wie viele Kuben hier aufgestellt sind, und hat die Zahl wohl dann auch eine Bedeutung?

Die Gassen sind grad.

Nicht jeder Klotz steht im Wasser.

Ist das Absicht, dass ich mir darüber Gedanken mache, oder lenken diese

Gedanken ab?

Neigt sich der Boden?

Gibt der Boden nach?

Kinder fahren mit ihren BMX Rädern durch, lachen.

Ein Paar küsst sich leidenschaftlich mittendrin.

Ich nehm nicht teil an der großen Betroffenheitsrunde.

Hier ist alles eckig und monoton.

Wie rasch ein Mensch hier zwischen den Stelen auftaucht, sich hinschiebt und wie ein CUT im Film wieder weg ist.

Längs aber ist der Mensch von Anfang bis Ende zu sehen.

Aus welchem Grund muss ich an ein Endlager denken? Ist es pietätlos, dass ich, während ich hier diese Sätze notiere, auf einer solchen Stele sitze, im

Regenschatten einer Arve?

Nicht alle Wege sind gleich beschaffen.

Da sind Reihen mit Kopfsteinpflaster

– da geteilt, zerschnitten, wie hindurch gesägt mit der Maschine... eine Flex...

Ist der Ort emotional?

Gleichschaltung?

Besinnung?

Den Schwulen,

den Lesben,

den Sinti oder Roma,

den Juden,

den auch anders Denkenden?

Faszinierende Geometrie!

Der Junge, eben, der mich mit taubstummen Gebärden anstubbste und eine Unterschrift haben wollte, lacht, rauft plötzlich und spricht jetzt mit einem Mädchen Hand in Hand...

Zwischen den Stelen habe ich gesungen, auf der Suche nach einer besonderen Akustik, fand nichts.

Eine Art Prozessionszug müsste man hier veranstalten,

ein Spiel entwickeln,

mit einer Spule auf dem Rücken gehen viele Menschen los bunte Bänder zu spinnen.

Ein „UN-ORT“ für das Unaussprechliche.

Ja, hier werde ich allein gelassen =

Out of gut und böse, hell und dunkel =

jwd wie der Berliner sagt: janz weit draußen.

 

Für meinen Bruder

 

*wörtlich entnommen aus Wickipedia: Cora Berliner 

 
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